Freitag, 5. August 2016

Von manisch-depressiven Muslimen

von Thomas Heck...

Nach den vielen Anschlägen der letzten Wochen und den verzweifelten Versuchen der Politiker und Journalisten, den Zusammenhang mit dem Islam zu verschleiern, ist ein neues und doch altes Krankheitsbild auf den Plan getreten, an das wir Europäer uns wohl oder übel werden gewöhnen müssen: Das des manisch-depressiven Muslimen. Eine Erkrankung, unter der schon Mohammed litt.

Der manisch-depressive Muslim ist einer, den man nicht besonders gut erkennt. Der erhobene Zeigefinger und Allah U Akbar-Rufe könnten ein Hinweis sein. "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" - so übersetzt der Volksmund die Diagnose "manisch-depressive Erkrankung". Die Erkrankung wird in der Fachsprache auch bipolare Störung genannt, da die Betroffenen sowohl depressive als auch manische Phasen erleben, die von gegensätzlichen Symptomen geprägt sind. Die manisch-depressive Erkrankung ist die Krankheit der extremen Stimmungen und Emotionen.



In den depressiven Phasen leiden die Patienten an einer über das normale Maß hinausgehenden seelischen Niedergeschlagenheit sowie am Verlust von Interesse und Freude. Sie sind traurig, antriebs- und motivationslos und empfinden dies selbst als krankhaft und nicht mehr steuerbar.

In den manischen Phasen fühlen sie sich dagegen geradezu euphorisch, neigen zu unüberlegten, übermütigen, außer Kontrolle geratenen Verhaltensweisen, z.B. in durch Messerattacken, Amokläufen und Selbstmordattentaten getarnten Suiziden und Suizidversuchen, oft mehrfach.

Die Erkrankung äußert sich meist erstmalig im jungen Erwachsenenalter, etwa im 20. Lebensjahr. Auch ein späterer Krankheitsbeginn ist möglich. Die manischen Symptome entwickeln sich in der Regel plötzlich, in medizinischen Fachkreisen Blitzradikalisierungen genannt. Innerhalb von wenigen Tagen verändern die Betroffenen ihr Verhalten und Erleben. Oft tritt die Episode nach einem belastenden Lebensereignis auf, wie etwa dem Tod eines Angehörigen, einer Trennung vom Partner, dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem Besuch einer Moschee während des Freitagsgebets.

Die Erkrankung verläuft typischerweise in voneinander abgegrenzten Episoden. Etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen sind auch in den freien Intervallen stimmungslabil oder zeigen Beeinträchtigungen im zwischenmenschlichen und beruflichen Bereich.

Eines von vielen Kennzeichen ist eine häufig streitsüchtige, gereizte und aggressive Stimmung, vor allem wenn die Ideen des Betroffenen von seiner Umwelt nicht ernst genommen werden. Auch ein verstärkter Sexualtrieb ist symptomatisch für das Erkrankungsbild.

In den depressiven Phasen ziehen sich die Erkrankten von ihrer Umwelt zunehmend zurück. Soziale Kontakte werden vernachlässigt, Hobbys nicht mehr ausgeführt. Selbst alltägliche Aufgaben sind nicht zu bewältigen. Dies führt zu Alltagsproblemen und erheblichen privaten wie auch beruflichen Konflikten.

In manischen Episoden werden übliche und bisher beachtete soziale Normen missachtet, das Verhalten ist von Distanzlosigkeit geprägt. Zusammen mit dem gesteigerten Antrieb, unrealistischer Selbsteinschätzung und maßlosem Optimismus führt dies oft zu einem problematischen und unüberlegten Verhalten mit weitreichenden Konsequenzen im privaten wie beruflichen Bereich. Dies kann in kurzer Zeit in den beruflichen, finanziellen und auch privaten Ruin münden. 

Die manisch-depressive Erkrankung kann einen Menschen stark verändern. Familie und Freunde stehen vor einer schwierigen Situation. Sie wissen häufig nicht, wie sie mit der Krankheit umgehen sollen. Gefühle wie Wut und Überlastung können das Verhältnis zum Kranken beeinträchtigen. Deshalb ist es ganz wichtig, eigene Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen, sich Freiräume zu schaffen oder den Kontakt zu anderen Angehörigen in Selbsthilfegruppen zu suchen.

Was Angehörige noch beachten sollten: Akzeptieren Sie die bipolare Störung als Erkrankung. Motivieren Sie Ihren Angehörigen, einen Arzt aufzusuchen und die Behandlung konsequent wahrzunehmen. Insbesondere während der manischen Episode ist es wichtig, ihn davon zu überzeugen, dass er Hilfe benötigt. Helfen Sie ihm, sich über die Erkrankung zu informieren. Überfordern Sie den Erkrankten in der depressiven Episode nicht. Aufgrund der typischen Antriebsarmut ist er vor allem in der akuten Erkrankungsphase nicht in der Lage, selbst einfache Aktivitäten durchzuführen. Nehmen Sie Äußerungen Ihres Angehörigen, nicht mehr leben zu wollen, ernst und informieren Sie den Arzt darüber. Hat der Erkrankte wichtige Entscheidungen zu treffen, so sollte er dieses nicht alleine tun. Hierbei ist Unterstützung gefordert, denn sowohl in depressiven als auch manischen Episoden kann bei den Betroffenen die Wahrnehmung der Realität erheblich verzerrt sein. Also nicht manisch-depressiv, sondern muslimisch-depressiv. In diesem Sinne: Allah U Akbar...

Donnerstag, 4. August 2016

Was wir von Israel lernen können

Arye Sharuz Shalicar ist in Berlin aufgewachsen und 2001 ausgewandert. Heute dient er der Armee seines neuen Heimatlandes als Presseoffizier. Ein Gespräch über den Terror. 

Die Anschläge von Würzburg und Ansbach haben Deutschland ins Mark getroffen. In Israelsind solche Attentate trauriger Alltag – und trotzdem resigniert das Land nicht. Woher nehmen Sie Ihre Gelassenheit?


Shalicar:Wir haben gelernt, mit dieser Bedrohung umzugehen. Die Kinder im Süden Israels, das nur als Beispiel, kennen überhaupt kein anderes Leben als das mit dem Roten Alarm – wenn die Hamas wieder Raketen aus dem Gazastreifen auf sie feuert. Diese Terror-Gefahr gehört zu unserem Leben wie die Gefahren des Straßenverkehrs. Wenn man aber an etwas gewöhnt ist, wenn man darüber spricht, ist man auf solche Situationen besser vorbereitet. Ich fühle mich in Israel deshalb nicht unsicherer als in Deutschland, ich habe großes Vertrauen in unsere Sicherheitsbehörden.





Nach einem Attentat wie im Juni in Tel Aviv geht das Leben in Israel schnell seinen gewohnten Gang weiter. Die Straßen sind innerhalb kürzester Zeit wieder geräumt und die Cafés wieder geöffnet. Sind Sie nicht auch Weltmeister im Verdrängen? 

Shalicar:Da ist was dran. Indem wir einen Tatort rasch wieder beleben, zeigen wir unseren Feinden aber auch, dass wir nicht vor ihnen zurückweichen. Unsere Sicherheitsbehörden haben den Auftrag, das Areal nach einem Anschlag innerhalb von maximal drei Stunden wieder so zu hinterlassen, als wäre gar nichts passiert. Man sieht dann nicht mehr, was die Terroristen angerichtet haben – sie hinterlassen keine Spuren. Auch das ist ein Zeichen.

Kaum ein Land investiert so viel in seine Sicherheit wie Israel – notgedrungen. Was können wir Deutsche von Ihnen lernen? 

Shalicar:Einerseits kann man den täglichen Terror in Israel nicht mit vereinzelten Anschlägen wie in Paris, Nizza oder jetzt in Deutschland vergleichen, so schockierend diese auch sind. Andererseits bleibt Terror hier wie dort Terror. Attentate nach dem Muster von Nizza, Würzburg oder Ansbach haben wir eins zu eins auch schon in Israel erlebt. Wir haben daraus gelernt, dass der Staat eine schnelle Antwort parat haben muss, wenn etwas passiert. Das heißt: schnelle Verhaftungen – und notfalls auch das entschlossene Neutralisieren eines Täters. Teilweise kommt uns auch der Pflichtdienst von zwei bis drei Jahren beim Militär zur Hilfe, den die meisten Israelis leisten müssen und in dem sie lernen, wie sie in kritischen Situationen reagieren müssen. Bei dem Attentat in Tel Aviv, das Sie angesprochen haben, saß ein ehemaliger Soldat einer Kampfeinheit im Café. Während zwei Terroristen dort mit ihren automatischen Gewehren um sich gefeuert haben, ist er mit einem Stuhl auf einen der beiden losgegangen. Auch deshalb sind an diesem Abend „nur“ vier Menschen ums Leben gekommen und nicht 20 oder 30.

Taschen- und Sicherheitskontrollen in Einkaufszentren, in Supermärkten oder an Bahnhöfen sind in Israel so selbstverständlich wie in anderen Ländern nur an Flughäfen. Ist das noch Vorsicht oder schon Paranoia? 

Shalicar:Es bringt uns einen Zugewinn an Sicherheit. Wenn ein Terrorist vorhat, ein Attentat an einem Ort zu verüben, an dem sich viele Menschen aufhalten, dann muss er in Israel damit rechnen, dass er von den Sicherheitskräften vorher gestoppt wird. Aus seiner Sicht ist das ein Risiko – sein Plan könnte scheitern. Bei uns werden Autos schon drei Kilometer vor dem Flughafen kontrolliert, unsere Sicherheitskräfte überprüfen jeden Wagen, suchen das Gespräch mit den Insassen, und wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt, wird das Auto zur Seite gezogen. Ein Wagen voller Sprengstoff kommt also gar nicht bis zum Flughafen. Bei großen Konzerten ziehen wir mehrere Kreise von Sicherheitsmaßnahmen um die Veranstaltung, außerdem zeigen unsere Elitesoldaten und Elitepolizisten an besonders neuralgischen Punkten demonstrativ Präsenz, weil diese Präsenz selbst auf Selbstmordattentäter abschreckend wirkt. Die wollen, um zu schockieren, keine Soldaten oder Polizisten töten, sondern in erster Linie Zivilisten, Kinder und Frauen.

Wie erkennt man einen Terroristen? Stimmt es eigentlich, dass junge Palästinenser in Israel deutlich häufiger kontrolliert werden als andere? Menschenrechtler kritisieren das als racial profiling, als eine Art ethnische Fahndung – unvorstellbar in Deutschland. 

Shalicar:Auch wir stellen kein ganzes Volk unter Generalverdacht. Aber wir schauen genau hin. Weil wir, selbst wenn wir es wollten, gar nicht hunderttausende von Palästinensern beobachten könnten, arbeiten wir mit einer Art Filter. Ob jemand nur einen Spruch reißt oder tatsächlich etwas vorhat, versuchen wir mithilfe bestimmter Indikatoren herauszufinden. In den letzten zehn Monaten hatten wir mehr als 600 Anschlagsversuche, von denen etwa 200 erfolgreich waren. In 90 Prozent der Fälle waren Männer die Attentäter. In 90 Prozent der Fälle waren sie jünger als 24 Jahre, viele von ihnen kamen aus bestimmten Städten, Dörfern oder Nachbarschaften und viele von ihnen hatten vorher schon mit Hasskommentaren im Internet Spuren hinterlassen.

Und diese Männer filtern Sie dann heraus, um sie zu überwachen?

Shalicar: Ja, so kommen wir auf einige dutzend, maximal ein paar hundert Verdächtige. Wenn einer von ihnen jetzt nach sechs Monaten, die er nicht Auto gefahren ist, plötzlich ein Auto mietet, geht bei uns eine rote Lampe an. Dann deuten mehrere Indikatoren auf einen bevorstehenden Anschlag hin – und das Auto ist, wie in Nizza, das Tatfahrzeug.

Israelis werden dazu erzogen, wachsam zu sein. Sie selbst sind in Deutschland aufgewachsen. Mussten Sie diese Wachsamkeit erst lernen? 

Shalicar:Nein. Ich komme aus Berlin-Wedding, dort bin ich als einziger Jude in einer größtenteils muslimischen Nachbarschaft großgeworden, in der ich als Jugendlicher einen schweren Stand hatte und jeder Menge Gefahren ausgesetzt war. Das hat mich natürlich wachsam gemacht – auch wenn mein Fall sicher nicht typisch ist für Deutschland. Andererseits: Was ist schon typisch? Das Attentat von Ansbach hat uns gezeigt, dass der Terror nicht nur in Großstädten wie Paris, New York, Brüssel oder Jerusalem zuschlägt, er ist überall. Auch in Deutschland wird es einige tausend Menschen geben, die nicht nur die Motivation, sondern auch das Zeug haben, um einen Anschlag zu planen.

Das Axt-Attentat von Würzburg lässt sich durchaus mit den Messerattacken vergleichen, mit denen fanatische Palästinenser regelrecht Jagd auf Juden machen. Kann man sich vor einem solchen Angriff überhaupt wirkungsvoll schützen? 

Shalicar:Selbstverteidigung schützt in jedem Fall – junge Israelis lernen daher Krav Maga, den sogenannten Kontaktkampf. Auch Zivilcourage ist wichtig. Viele Messerattacken wurden bei uns vereitelt, weil Menschen beherzt eingegriffen haben, weil sie nicht weggeschaut haben und nicht weggerannt sind. In Deutschland drehen sich die Leute oft weg von einem Tatort, um ihr eigenes Leben nicht zu gefährden. Israelis hingegen sind oftmals bereit, ihr Leben zu riskieren, um jemandem, der angegriffen wird, zu Hilfe zu eilen. 

Zur Person:Arye Sharuz Shalicar wurde 1977 in Göttingen geboren und wuchs als Sohn iranischer Juden in Berlin auf. Im Problembezirk Wedding mit seinem hohen Anteil an Muslimen wurde er früh schon zur Zielscheibe von Hass und Ausgrenzung. Er landete in der Graffiti- und der Hip-Hop-Szene, studierte Politik und wanderte 2001 nach Israel aus. Heute ist der Vater von zwei Kindern einer von vier Sprechern der israelischen Armee. Seine Erfahrungen in Berlin hat er in dem Buch „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ (dtv-Verlag) beschrieben.

Erschienen in der Augsburger Allgemeine

Steffen Seiberts Vollkasko-Mentalität

von Thomas Heck...


Unsere Regierung beschäftigt Profis für den Bereich der Medienarbeit, auch wenn es angesichts des desaströsen Auftretens manchmal anders aussieht. Denn Regierungssprecher Steffen Seibert war 21 Jahre als Journalist beim ZDF tätig und genießt daraus resultierende interessante Privilegien. Anstatt den Arbeitsvertrag beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu kündigen, als Seibert in den Dienst der Bundesregierung eintrat, ließ er diesen nur ruhen und vereinbarten ein Rückkehrrecht.


Das Verfahren entspreche der "geübten Praxis", teilte der ehemalige "heute-journal"-Moderator und heutige Regierungssprecher Seibert mit. Dem widerspricht der ehemalige Regierungssprecher von Helmut Kohl, Friedhelm Ost. Er kenne keinen einzigen Regierungssprecher, der ein Rückkehrrecht zu seinem ehemaligen Sender genossen habe. "Ich habe damals alle Kontakte zum ZDF abgebrochen", sagte Ost.



Auch Seiberts bisherige Stellvertreterin Christiane Wirtz, die im Juni als beamtete Staatssekretärin ins Bundesjustizministerium wechselte, lässt den Vertrag bei ihrem früheren Arbeitgeber Deutschlandradio nur ruhen. Das Deutschlandradio will zur Person Wirtz nicht Stellung nehmen, grundsätzlich gelte aber, dass Rückkehrer im Falle eines Interessenkonflikts gegebenenfalls in einem "programmfernen Bereich" eingesetzt würden.


Auch wenn heutzutage die Grenzen zwischen den Aufgaben eines Regierungssprechers und denen eines Heute-Moderators inzwischen sehr fließend sind - dieses "Rückfahrticket" ist eine Vollkaskoversicherung und hat ein fades Geschmäckle.  Hier geht es nicht nur um Interessenkonflikte, sondern auch um Missbrauch von Rundfunkgebühren, die nicht nur das Programm finanzieren, sondern auch üppige Pensionsansprüche nicht nur von aktuellen Medienschaffenden, sondern auch von Mitarbeitern der Regierung. Unabhängigkeit sieht anders aus. Zeit, die Rundfunkgebühren abzuschaffen.





Mittwoch, 3. August 2016

Beleidigung zum Nachteil eines Toten

von Thomas Heck...


Am 22. Juli erschoss Ali S. in dem Münchner Einkaufszentrum OEZ insgesamt 9 Menschen und verletzte zahlreiche weitere. Anschließend verschanzte er sich auf einem Hausdach. Anwohner Thomas Salbey hatte von seinem Balkon einen guten Blick auf den Amokläufer. Er beschimpfte den 18-Jährigen, der seine Waffe auf ihn richtete.


Psychologen lobten seinen Eingriff, denn er könnte deeskalierend gewirkt haben. Dennoch bringt die Reaktion des Anwohners ihm jetzt Ärger ein. Wie die Münchner Tageszeitung "tz" erfahren hat, wurde gegen den Mann Anzeige wegen Beleidigung erstattet - das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München I der Zeitung. 



Wer gegen den Salbey Anzeige erstattete, wird derzeit geklärt. Die Anklage könnte eines "Beleidigung zum Nachteil eines Toten" lauten, wie die "tz" schreibt. In dem dazugehörigen Paragrafen 189 des Strafgesetzbuches heißt es: "Wer das Andenken eines Verstorbenen verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft". So etwas kann es wohl nur in Deutschland geben.